Casa invisible

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miniki
im unsichtbaren Haus

Kann man Unsichtbarkeit steigern? Die Architekten von Delugan Meissl Associated Architects haben sich bei der Einrichtung ihres Fertighauses Casa invisibile für eine Küche von miniki entschieden und aus doppeltem Versteckspiel ein überzeugendes Statement gemacht. 

 

Leonardo da Vinci hat bekanntlich nicht nur das erste Fluggerät der Geschichte erfunden, sondern auch das erste Fertighaus - heißt es. Mit Hilfe von Holzrahmentafeln soll er sich einen antiken Fertig-Gartenpavillon konstruiert haben. Doch trotz dieser vielversprechenden Vorlage lässt 500 Jahre später das Produktspektrum dieser interessanten Branche durchaus zu wünschen übrig. „Als wir uns vor einiger Zeit auf dem internationalen Markt umgeschaut haben“, berichtet Roman Delugan vom Wiener Architekturbüro Delugan Meissl & Associated Architects, „stellten wir fest, dass es kaum wirklich hochwertige Fertighäuser gibt - und noch weniger solche zu einem raisonablen Preis.“ Vor diesem Hintergrund sei dann der Entschluss gereift, einen eigenen Entwurf zu entwickeln und zu realisieren.  

 

Mit einer Grundfläche von 45 Quadratmetern der Casa haben DMAA ein ungewöhnlich introvertiertes Format gewählt, nachdem sie in den letzten zehn Jahren eher durch großartige Prestigeprojekte auf sich aufmerksam gemacht haben. Dazu zählt etwa das EYE Film Institut in Amsterdam (2013) oder das Porsche-Museum in Stuttgart (2008), an dem die Architekten die Dynamik des legendären Automobils atemberaubend in Beton gefroren haben. Mit dem neu entwickelten Container-Bungalow Casa Invisibile zeigen sie, dass sie auch im kleinen Maßstab detailversessen arbeiten und das Gesamtkonzept immer im Blick behalten. 

 

Zwei Prototypen stehen inzwischen in Slowenien. Sie werden zur Zeit von dem Architekten-Team selbst genutzt, um Erfahrungen zu sammeln und die Ergebnisse zu evaluieren. Denn Weiterentwicklungen sind schon fest geplant. 

 

Die ungewöhnliche Außenwirkung kann sich schon mal sehen lassen, wie ein Erlebnis der heiteren Art belegt. 

»Als einmal ein Reporter vorbeikam, aus dem Auto stieg und dann irritiert fragte ›Und wo ist jetzt das Haus?‹ hat uns das natürlich sehr gefallen,«  

berichtet Roman Delugan. Das verspiegelte Aluminium der Außenfassade nimmt tatsächlich das Muster von Himmel, Bäumen und Umgebung fast unverzerrt auf und macht die Casa invisibile damit im wörtlichen Sinne unsichtbar. Optisch geht sie dadurch weitgehend in der Umgebung auf und verliert den Charakter eines Fremdkörpers. 

 

Ein ähnlicher Sinn für Zurückhaltung bestimmt auch die Gestaltung des Innenraums. Während die Wände der Casa vollständig mit hellgrau gebeiztem Tannenholz verkleidet sind und einen wertigen, aber neutralen Hintergrund für das Mobiliar bieten, bereitete die Gestaltung der Küche zunächst Kopfzerbrechen. »Kleinstküchen, wie sie im Handel angeboten werden, hatten entweder nicht die für uns erforderlichen Maße oder sie waren ästhetisch völlig unbefriedigend«, erklärt Roman Delugan, »bis wir auf miniki gestoßen sind!« Da passte auf Anhieb alles: »Die benötigten Maße konnten wir dank des modularen Systems problemlos anpassen.« Auch das Material Multiplex-Birkensperrholz verbinde hohe Attraktivität mit Formstabilität, die Edelstahlwanne, die Geräte und Armaturen gehörten zum Besten, was am Markt zu haben ist. Den Ausschlag gab dann aber das intelligente Konzept:  

»Dass Herdplatte und Spülbecken elegant unter einer Haube verschwinden, wenn sie nicht gebraucht werden«, so Delugan, »hat uns sofort gefallen und nachhaltig überzeugt.«  

Auch »physiologisch«, wie Roman Delugan es nennt, empfinden DMAA die Partnerschaft als gelungen. Während die weiße Außenansicht der miniki Entspannung und Ruhe signalisiert, wirkt die gewählte kräftige Lieblingsfarbe im geöffneten Zustand »natürlich psychoaktiv« und unterstützt damit den inspirierten Zustand beim Kochen – womöglich auch beim Spülen. Dank des eingebauten Energieschubs dürfte es gleich etwas angenehmer ausfallen. Den im Miniki-Entwurf betonten Wechsel zwischen den Polen Ruhe und Dynamik betrachten die Architekten von DMAA als eine wesentliche Ereignisstruktur des Lebens. Diese auch in der Gestaltung architektonischer Räume gezielt zum Ausdruck zu bringen und zu unterstreichen, ist elementarer Teil des kreativen Credos. »Wenn diese Herangehensweise dann auf der Produkteben so unangestrengt harmoniert wie bei miniki, ist das ziemlich ideal!« (Text: Nike Breyer)